Freitag, 28. Mai 2010

Das Hundertwasserklo in Kawakawa



In dem beschaulichen Ort Kawakawa auf der Nordinsel Neuseelands steht direkt an der Hauptstraße des kleinen Städtchens eine etwas andere öffentliche WC-Anlage: Das berühmte Hundertwasserklo. Diese Toilezze ist nicht nur dazu da, den biologischen Imperativ auszuüben, sondern gleichsam eine Attraktion, die das Herz von Touristen und Kunstbegeisterten höher schlagen lässt. Mit bunten Glasfenstern aus Flaschen, verspielten Säulen, schiefen Fließen, unebenem Boden und einem Baum in der Mitte, der direkt durch das bepflanzte Dach ragt, ist dieses öffentliche WC mehr ein Kunstwerk als eine zweckgerichtete Toilette, obwohl diese Funktion immer noch erhalten ist. Hier erlebt der Besucher buchstäblich ein ganz anderes Gefühl des Wasserlassens, auch wenn das Reinigen dieser Anlage der reinste Horror für die Putzfrau sein muss. Durch den Tod Hundertwassers wurde diese Toilette mehr oder minder zum Museum und zur Pilgerstädte für seine Fans, wodurch das stille Örtchen mittlerweile alles andere als still ist. Das Hundertwasserklo produziert demgemäß bewusst einen Mehrwert, der jedoch aus dem primären Zweck rekurriert.

Um im Foucault'schen Sinne als Heterotopie zu gelten, könnte man bei dieser Toilettenanlage eine Art Übergangsritual in der gezielten Anfahrt der Touristen und in deren Erinnerungsfotos sehen, genauso wie die Konzeption von Natur innerhalb dieses Gebäudes in der Form von Bepflanzung die Nebeneinanderstellung von verschiedenen, eigentlich unverträglichen Orten symbolisiert. Der zeitliche Bruch vollzieht sich dabei in der Kreierung eines Ausstellungsraums als eine Art Kunstschrein für Hundertwasserfans und der Manifestierung Hundertwassers gesamten Schaffensstils innerhalb eines expliziten Werkes. Die historische Wandlung erstreckt sich dabei auf die Geschichte der Hygiene und deren Ort gewordenes Ideal in der Form einer öffentlichen WC-Anlage.

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