Dienstag, 1. Juni 2010

Ein bisschen Kienholz

Dieses kunstvolle Pissoir befindet sich in dem Bierbeisl "Stamperl" im 1. Bezirk und sorgt dort für einige Furore aufgrund seiner Frauenfeindlichkeit. Viele Gäste sind pikiert von der obszönen Darstellungsweise und sehen es eher als Beleidigung denn als Kunst an, obwohl es wohl auch einigen Kunden gefallen dürfte, da man(n) hier Fussball und erotische Frauenphantasien beim Wasserlassen verbindet. Abgesehen von der praktischen Nutzbarkeit dieses Pissoirs, erinnert die Installation drum herum stark an Edward Kienholz, besonders an seinen Flipperautomat "The Bronze Pinball with Women attached also":

Auch hier kommt es zu einer stark sexualisierten und instrumentalisierten Frauendarstellung in einer für den Mann einladenden Pose, die die Bewegung bei der Benutzung des Flipperautomaten karrikieren soll und daher letzten Sommer in der Ausstellung "Porn Identity" im MQ zu sehen war.
(kleine Anmerkung am Rande: Kienholz arbeitet an seinen Rauminstallationen gerne auch mal nackt...)

Im Bezug auf das Pissoir und seine Funktion übertragen, lässt sich feststellen, dass auch hier wieder eine Entlehnung und Umdeutung statt findet, in diesem Fall durch Kunst. Dies mag einen Teil der Kundschaft einen Spiegel vorhalten, da der Mehrwert des Pissoirs unter einem gewissen sozialen Interpretationshintergrund gelesen wird und einen anderen Teil der Kundschaft lediglich amüsieren. Dennoch werden auch hier wieder Orte ab- und aufgerufen, die Außerhalb des Pissoirs liegen und dieser Art von Toilettenkunst erst eine Bedeutung zukommen lassen.

4 Kommentare:

  1. Also von solchen "Kunstwerken" wünsche ich mir mehr ;-)

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  2. mich würde interessieren, wie das männlcihe pendant dazu aussieht, also wie die frauen-wcs gestaltet sind?! ich finde, für die frauen sollte man sich auch was nettes ausdenken!

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  3. leider ist es bei den Frauen ein ganz stinknormales WC! von wegen gleiches Recht für alle ;)

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